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Vorbereitung der Urnenbeisetzung – Trauerrede für Hardy verfaßt

Posted by Frank on 10. März 2015 in Familie, Frank, Hardy, Leben, Privat |

Heute habe ich, erstmalig in meinem Leben, einen Nachruf verfaßt. Habe mir sagen lassen, das  dies als würdiger Abschluß einen Verstorbenen begleiten soll. Jemand aus dem Freundeskreis wird dann zur Urnenbeisetzung dies vorlesen. Ich selbst habe das noch nie gemacht und ob ich dies dann in dieser schwierigen Situation schaffen würde kann ich heute nicht sagen. Angeblich schaffen es die Hinterbliebenen in solch einer Situation nicht, dies haben mir mehrere Quellen heute bestätigt.

Wie gesagt mein Erstlingswerk ….

Erinnerung

„Der Tod kann uns von dem Menschen trennen, der zu uns gehörte,aber er kann uns nicht das nehmen,was uns mit ihm verbindet.“

Heute nehmen wir Abschied von Hardy, der diesen Namen seinem tatsächlichen Vornamen Richard zeitlebens vorzog.

Wer war nun dieser Mensch Hardy von dem wir heute Abschied nehmen?

Zunächst einmal ein Mensch mit starken, geraden und positiven Zügen, begleitet von unerschütterlichem Optimismus. Seine sprichwörtliche Zuverlässigkeit in allen Lebenslagen, seine warmherzige, manchmal jedoch auf Aussenstehende etwas spröde und trockene Art waren ebenfalls charakteristisch für ihn. Stets war er erfüllt von Fürsorge für seine Familie. Die Familie stand für ihn immer an erster Stelle. Seine eigene Meinung vertrat er immer offen, auch Fremden gegenüber. Kannte man ihn näher, verstand man auch seine unkomplizierte Art und Sicht der Dinge.

Wie war nun Hardys Lebensweg?

Hardy wurde am 28. Juli 1929 in Chemnitz, damals wegen seiner reichen Industrie auch als „sächsisches Manchester“ bekannt, als einziges Kind seiner Eltern in eine schwierige Zeit, der damaligen Weltwirtschaftskrise, geboren. Sein Vater, der ebenfalls den Namen Richard trug, war dort Industrieschlosser; zu jener Zeit jedoch bis 1935 arbeitslos, so wie viele Millionen Andere gleich ihm.

In dieser kargen Zeit wuchs Hardy, der, nachdem sein Vater ab 1935 zwar eine neue Arbeit gefunden hatte, aufgrund dieser Tätigkeit jedoch oft wochen- oder monatelang von seiner Familie getrennt leben mußte, von früh an als ein stets sehr selbständiger und stets optimistisch denkender junger Mensch heran.

Glück hatte er damals als im schlimmen Jahr 1945 er und seine Eltern die Zerstörung seiner Heimatstadt Chemnitz durch die Kriegsereignisse (Bombardierung) unbeschadet überlebten. Auch die schlimmen Folgejahre überstand er durch seine ihn lebenslang kennzeichnende Eigeninitiative und Umsicht glimpflich.

So konnte er 1954 in Chemnitz seine liebe Marianne heiraten und begünstigt durch seinen beruflichen Erfolg, eine kleine Familie gründen.

Im August 1958 erfüllte sich für Marianne und Hardy dann ein großer Wunsch: trotz ihres schweren Herzleidens, das eigentlich die Geburt von Kindern verbot, brachte Marianne Sohn Frank zur Welt, der dadurch zum Mittelpunkt der kleinen Familie wurde.

Doch bis 1959 nahmen die Umstände des täglichen Lebens in der damaligen DDR dann Zustände an, die ihn und seine junge Familie dazu veranlassten, seine eben erst frisch bezogene Neubauwohnung, seinen geliebten Schrebergarten und natürlich seine Eltern, sowie Freunde und Bekannte in einer „Nacht-und-Nebel“ Aktion ohne vorherige Ankündigung zu verlassen und die Flucht mit Marianne und dem etwa einem Jahr alten Frank zu seiner im westdeutschen Frankenthal in der Pfalz lebenden Schwiegermutter anzutreten. Dank seiner Flexibilität und seinem handwerklichen Geschick fand er dort nach einigen Monaten eine kleine, äußerst bescheidene Arbeit, praktisch am beruflichen Nullpunkt und fern von dem was er in Chemnitz aufgegeben hatte.

Daraus bot sich für ihn 1962 die berufliche Chance als Fußbodenleger und Vertriebsleiter in eine neu in Paderborn aufzubauende Niederlassung seines Arbeitgebers zu wechseln. Allerdings als ein auf rein selbständiger Basis arbeitender Mitarbeiter dieser Handelsniederlassung. Es erfolgte im strengen Winter 1962 der Umzug zuerst nach Bentfeld, 1966 dann nach Delbrück.

Im Jahre 1969 fand er die Chance gekommen seine Selbständigkeit auszubauen und eröffnete zusammen mit seiner Frau Marianne in Lippstadt ein eigenes kleines Geschäft, das jedoch nach nur relativ kurzer Zeit aufgrund der schweren Krankheit Mariannes wieder aufgegeben werden mußte. Mariannes Gesundheitszustand ließ eine dauerhafte Öffnung des Geschäftes nicht zu und Hardy mußte zunächst noch seiner eigentlichen Arbeit zur Sicherstellung des Familieneinkommens nachkommen. Dazu kümmerte er sich liebevoll um die Gesundheit von Marianne, er hatte damit also eine fast unlösbare Aufgabe vor sich, nämlich nicht nur für Geld, sondern auch für die Pflege und das Wohl seiner kranken Frau zu sorgen.

Hardy nutzte nach diesem Einschnitt jedoch eine ihm sich bietende Chance als Reisender in fester Anstellung für einen Betrieb im münsterländischen Darfeld anzutreten. Wieder gelang es ihm, sich praktisch vom Nullpunkt aus, dank seines Geschickes, seiner Umsicht und seines unkomplizierten Wesens in diese Aufgabe einzufinden und nahm über die Jahre in diesem Unternehmen deshalb viele unterschiedliche Aufgaben war. Zu seinen damaligen Kollegen, insbesondere jedoch zum Inhaber dieses Unternehmens, der zu seinem guten persönlichen Freund wurde, hatte er für die Zeit seiner Beschäftigung dort und auch darüber hinaus als Rentner ein sehr freundliches, herzliches und von gegenseitiger Achtung geprägtes Verhältnis.

In diese Zeit fällt auch die Erfüllung seines Lebenstraumes für sich und seine Familie: ein eigenes Haus und Grundstück.

Allerdings hatte er aufgrund seines beruflichen Fernseins von seinem Zuhause in der Regel nur die Wochenenden und den Urlaub um sich um dieses Eigenheim, den Garten und die kranke Marianne zu kümmern. Dies änderte sich erst im Jahre 1994, als er Rentner wurde und er dadurch mehr Zeit für Haus und Garten aufbringen konnte.  Aber ausgerechnet jetzt verschlechterte sich ab dieser Zeit auch Mariannes Gesundheitszustand immer mehr und im Jahr 2001 verstarb sie, von Hardy bis zuletzt liebevoll zu Hause gepflegt.

So verbrachte er dann bis zum Jahre 2012 seinen Lebensabend in seinem Haus und Garten, nahm sich nach vielen uneigennützig verbrachten Jahrzehnten Zeit für seine kleinen Hobbies, wie dem Lesen von geschichtlichen Büchern und dem Musizieren auf seiner Heimorgel. Auch den Umgang mit der modernen Technik, dem PC hat er gemeistert und damit sogar neben anderen Dingen, seine Lebensgeschichte als druckreifes Buch verfaßt. Die letzten Jahre verschlechterte sich seine eigene Gesundheit jedoch ebenfalls stetig, ohne das er es sich selbst eingestand.

Im Frühjahr 2012 war seine Gesundheit dann soweit angegriffen dass, nach einer langen Zeit in verschiedenen Krankenhäusern, letztlich nur ein Umzug ins Clara-Pfänder-Altenpflegeheim in Salzkotten möglich war.

Dort ist er dann jetzt gestorben, liebevoll von den dortigen Mitarbeiterin versorgt und betreut. Ein erneuter schwerer Schlaganfall und seine Folgen führten nun zu seinem Tod, der für ihn dann letztlich eine Erlösung aus dieser letzten schwierigen Zeit war.

Heute nun kehrt er zurück nach Delbrück, um neben seiner Marianne seinen letzten Ruheplatz zu finden.

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